Nazis raus – aus Ämtern, Behörden, Institutionen, Parlamenten!
Nazis raus – aus Bundeswehr und Polizei!
Nazis raus – auch in Zeiten von Corona!
Mit der Entnazifizierung ist es wie mit dem Aufräumen: Es ist nie erledigt und man muss immer wieder von vorne beginnen. Wir feiern den 8. Mai zum 75. Mal als den Tag der Befreiung vom Faschismus. Aber Nazis marschieren wieder, hetzen in Kommentarspalten, in Parlamenten, in Behörden. Migration wird immer wieder zum Problem oder sogar zur „Mutter aller Probleme“ erklärt – in einer der reichsten Gesellschaften der Welt. Menschen ertrinken, werden an den Grenzen erschossen, in den Lagern vergessen. 53 handverlesene Kinder dürfen nach Deutschland kommen, damit es um die anderen Tausende still wird.
Nazis greifen zur Waffe und schreiten zum antisemitischen oder rassistischen Mord. Rassisten unterrichten an Schulen und Universitäten. Rechte organisieren sich ungestört in Polizei, Bundeswehr, Behörden, während antifaschistische und antirassistische Arbeit kriminalisiert wird. Und immer wieder, wie bestellt: die Geschichte vom verwirrten Einzeltäter und Debatten, ob in Kassel, Celle, Halle, Hanau denn überhaupt ein rechtes Tatmotiv vorlag. Eine bewusst gewählte Blindheit der Behörden, Ermittlungsstellen, Staatsanwaltschaften, Beamten – und oft auch der Öffentlichkeit. Statt Aufklärung und Schutz der Opfer werden Täter geschützt, Angehörige beschuldigt, Akten vernichtet, Hinweise vertuscht, Morde bagatellisiert und ad acta gelegt.
Der 8. Mai ist ein historischer Tag, der auch hier endlich ein Feiertag werden muss, wie Esther Bejarano fordert – damit wirklich alle „begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes„.
Danach haben ganze Generationen gesagt „Nie wieder!“. Nie wieder Faschismus. Nie wieder sollen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie, rechte und autoritäre Ideologie über Leben und Tod entscheiden. Migrant*innen, junge Menschen und die Überlebenden des Holocaust kämpften Jahrzehnte um das weiter, was offiziell schon nach wenigen Jahren als abgeschlossen galt: Um Entnazifizierung und Gerechtigkeit. In den Jahren um 1968 gegen die Altnazis in den Familien und Institutionen. In den Jahrzehnten der „Gastarbeit“ gegen die Entrechtung und den Rassismus der Mehrheitsgesellschaft. In den 90ern gegen die Pogrome des wiedervereinigten Deutschlands.
Und heute? Zum 100. Jahrestag der Sklavenbefreiung schrieb James Baldwin 1963 in einem Brief an seinen Neffen: „Du weißt es, und ich weiß es: Dieses Land feiert hundert Jahre Freiheit hundert Jahre zu früh.“ Das gilt auch für 75 Jahre Befreiung vom Faschismus. Es gibt noch viel zu tun.
Vielerorts wird über den 8. Mai diskutiert, viele Netzwerke bereiten Aktionen vor. Lasst uns zusammengehen, an Orte des Gedenkens und an Orte der Wut. Überlegt Euch lokale Aktionen und dezentrale Kampagnen, sagt allen Bescheid, macht sie sichtbar, ob online oder offline, ob auf dem Balkon oder auf der Straße, zu Fuß, Fahrrad oder Autokorso, vor der Ausländerbehörde, Schule, Shisha-Bar oder im Lager. Natürlich mit aller gebotenen Corona-Vorsicht, aber klar in der Sache.
Wir wollen die Aktionen unter den Hashtags #entnazifizierung und #migrantifa sichtbar machen. Bald werden wir wieder gemeinsam in den Straßen sein, aber Solidarität kennt kein Shutdown und keine Entschleunigung.
Der 8. Mai: Wir fangen an und führen fort. Es darf keinen Schlussstrich geben, kein Vergeben und kein Vergessen. Für eine lückenlose Aufklärung rechter und rassistischer Morde und Gewalttaten, es gibt keine rechten Einzeltäter! Für gleiche soziale und politische Rechte für alle, für eine solidarische Gesellschaft der Vielen! Yalla migrantifa!
Download Plakate „75 Jahre sind nicht genug – Entnazifizierung jetzt!“