Ferries not Frontex – Fähren statt Frontex!
Safe Passages – Für sichere Wege der Einreise!
Die Organisationen Watch the Med – Alarm Phone, Seawatch und Jugend Rettet haben sich in der Vorbereitung für die große We’ll Come United Parade am 16.09.17 zusammengetan, um die Möglichkeit und die gleichzeitige dringende Notwendigkeit von Fähren für Alle im Mittelmeer zu unterstreichen. Wir fordern Fähren, die sichere Reisewege darstellen und den Schleppern ihre Grundlage entziehen würden, denn kein Mensch würde auf eines der Boote der Schlepper steigen und viel Geld für eine möglicherweise tödliche Überfahrt zahlen, wenn es denn Fähren für Alle gäbe. Wir fordern Fähren, die schnell organisiert werden können und nicht untergehen würden. Wir fordern Fähren, mit denen das Massensterben im Mittelmeer schon morgen beendet sein würde.
Insgesamt mehr als zehn Meter lang und gut vier Meter hoch, blau und weiß gestrichen, mit Rauch aus dem Schornstein und Ferries Not Frontex und Safe Passage – Bannern an Deck; wir sind mit unserer Fähre vom Bundes-Innenministerium durch Berlin Mitte nach Kreuzberg gefahren und haben ein Zeichen gesetzt. In Redebeiträgen haben wir das Grenz- und Visa-Regime der Europäischen Union angeklagt, das jährlich hunderttausende Menschen auf ihrer Flucht auf kleine, nicht seetüchtige Boote zwingt. Wir haben in aller Schärfe die Kriminalisierung der Organisationen kritisiert, die Menschen aus Seenot retten. Wir haben protestiert gegen die sog. Mobilitätspartnerschaften mit Marokko oder Tunesien, gegen den schmutzigen EU-Türkei-Deal oder die Aufrüstung der libyschen Küstenwache und die unmenschlichen Verhältnisse in libyschen Gefängnissen.
Unsere zentrale Forderung bleibt: das Massensterben im Mittelmeer muss sofort beendet werden! Es braucht Fähren und nicht Frontex; es braucht Bewegungsfreiheit für alle und nicht Grenzzäune und Stacheldraht; es braucht gleiche Soziale Rechte für alle und nicht die Privilegien Einiger innerhalb der Festung Europa!
Fähren statt Frontex – Ferries not Frontex!
Gemeinsame Rede von Lampedusa in Hanau und Sea Watch am 16.9.17 in Berlin
„Gegen das Sterben auf See und für sichere Reisewege“ – unter diesem Titel haben zwei Aktivisten vor dem Innenministerium zusammen eine Rede gehalten: Benyam von Lampedusa in Hanau und Robel von Sea Watch. Im Wechsel haben beide kurz ihre jeweiligen Erfahrungen im zentralen Mittelmeer skizziert und Forderungen formuliert:
„Benyam: Mein Name ist Benyam, ich bin in Eritrea geboren und in Äthiopien aufgewachsen. Ich musste von dort fliehen, ich musste ein Jahr in einem Gefängnis in Libyen überstehen. Im Januar 2017 konnte ich schließlich ein Boot besteigen und wenige Wochen später kam ich in Deutschland an.
Robel: Mein Name ist Robel, ich bin in Deutschland geboren, aber meine Eltern kommen auch aus Eritrea. Ich arbeite seit 2015 bei Sea Watch als Arzt während der Rettungsmissionen.
Benyam: Ich kann nicht schwimmen und ich hatte keine Rettungsweste. Aber ich hatte keine Wahl. Zusammen mit 150 Menschen sind wir mit einem Schlauchboot von der libyschen Küste gestartet. Es war Winter, die Wellen waren hoch und nach vier Stunden auf See glaubten alle von uns, dass wir nicht überleben würden. Doch wir hatten Glück. Wir trafen auf das Schiff Aquarius von SOS Mediterranee und sie retteten uns in letzter Minute. Ansonsten wären wir alle gestorben.
Robel: Die humanitäre Krise im Mittelmeer ist längst nicht vorbei. Allein gestern waren wieder 7 Boote in in Seenot, einige wurden von der libyschen Küstenwache abgefangen, was einen Bruch internationaler Gesetze darstellt! 120 Menschen konnten gestern nur überleben, weil ihr sinkendes Schlauchboot von unserem Überwachungsflugzeug Moonbird gefunden wurde. Wenn die Flugzeug-Crew sie nicht gesichtet hätte, wären sie mit Sicherheit ertrunken. Als das Rettungsschiff endlich eintraf, schwammen die meisten bereits im Wasser.
Benyam: Rettungsorganisationen wie SOS Mediterranee und Sea Watch, Ärzte ohne Grenzen und Jugend rettet haben in den letzten Jahren unzählige Menschen gerettet. Tausende mehr wären ertrunken, wenn diese Schiffe nicht auf See gewesen wären.
Robel: Mehr als 5000 Menschen sind 2016 gestorben, als sie in ihrem Kampf um Freiheit das Mittelmeer zu überwinden versuchten. Es ist eine Schande für Europa. Das Visum- und Grenzregime zwingt die Geflüchteten und MigrantInnen auf sehr gefährliche Routen. Gleichzeitig verweigert die EU die Bereitsstellung ausreichender Rettungskapazitäten.
Benyam: Wir haben von der Konfiszierung der Iuventa, dem Schiff von Jugend rettet, erfahren. Und auch über die Repressionen gegenüber anderen Rettungsorganisationen durch Italien und andere europäische Staaten. Doch wir brauchen deren täglichen Einsatz auf See. Ansonsten werden sehr viel mehr Menschen sterben.
Robel: Seenotrettung ist kein Verbrechen! Die humanitäre Krise im Mittelmeer ist zuallererst eine politische Krise. Politische Lösungen sind erforderlich anstatt Rettungsorganisationen und deren Aktiven Schuldvorwürfe zu machen.
Benyam: Wir stehen hier vor dem Deutschen Innenministerium. Wir kennen den Einfluß dieses reichen Landes in Europa. Wir haben es beim EU-Türkei-Deal erlebt, jetzt arbeiten sie an einem neuen Deal mit Libyen. Ich kenne die Situation in Libyen aus eigener Erfahrung. Es ist die Hölle für uns. Wir fordern die sofortige Einstellung dieser Zusammenarbeit. Stattdessen benötigen wir sichere Reisewege, um nach Europa gelangen zu können.
Robel: Wir fordern sichere und legale Reisewege. Statt schmutzigen Deals fordern wir ein Ende der Kooperation mit Libyen. Denn das einzige Ziel dieser Zusammenarbeit ist Migrationskontrolle, auch um den Preis massiver Menschenrechtsverletzungen.
Wir sind hier zusammen auf der Strasse…, gemeinsam stehen wir auf für die Menschenrechte, die wir für Alle einfordern, überall! Egal welche Herkunft, welche Hautfarbe, welche Religion, Geschlecht oder welchen Fluchtgrund wir haben! Wir wollen Frieden. Lampedusa in Hanau und Sea Watch – Out!“